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Ein Wahrzeichen Möckerns ist für immer verschwunden

Manch einer wird es vielleicht noch nicht bemerkt haben, aber die traurige Wahrheit ist: Den etwa 90 Jahre lang stolz auf der höchsten Anhöhe Möckerns stehenden Entlüftungsturm, im Volksmund auch Stinkturm genannt, gibt es nicht mehr. Über dessen Geschichte, einstige Funktion und Anekdoten konnte man im Heft 186 des Viadukt bereits einiges erfahren.

Obwohl unter Denkmalsschutz stehend, wurde am Montag, dem 20. Januar 2025, dieses technische Denkmal und weithin sichtbares Wahrzeichen Möckerns ein Opfer der Abrissbagger – ohne Vorankündigung, ohne Mitsprachemöglichkeit der Einwohner.

In der Denkmalliste der Denkmalpflege Sachsen ist er (noch) unter der Nummer 09297605 registriert und wird wie folgt charakterisiert: „Entlüftungsturm der ehemaligen Klärschlammanlage auf Podelwitzer Flur einschließlich technischer Ausstattung; weithin sichtbare Stahlbetonkonstruktion mit Stützrippen, diente der Entgasung der Abwasserdruckleitung von der Kläranlage Rosental nach Hohenossig, landschaftsbildprägendes Zeugnis eines regionalen Abwasserbehandlungs- bzw. -entsorgungssystems, baugeschichtlich, versorgungsgeschichtlich und technikgeschichtlich von
Bedeutung sowie von großem Seltenheitswert“

Wie in diesen Fällen üblich, wird man behaupten, dass dieser Turm einsturzgefährdet gewesen sei. Nachprüfen lässt sich das nun nicht mehr. Wenn man aber beobachten konnte, wie sich der Abrissbagger mühsam Stück für Stück aus den Stahlbetontorso herausbrechen musste, kann man diese mögliche Begründung getrost in Zweifel ziehen. Meiner Meinung nach wurde mit diesem Abriss eine Riesenchance vertan, ohne großen Aufwand eine Attraktion und Zeugnis vergangener Ingenieurskunst im Norden Möckerns für die Bevölkerung zugänglich zu machen. So wie die Ruine des Bismarckturms heute in neuem Glanz erstrahlt und viele Besucher anzieht, so hätte man hier Ähnliches entstehen lassen können. Dieser Turm hat mich mein ganzes Leben begleitet, er gehörte einfach dazu. Wenn man sich von einer Reise mit dem Auto der Siedlung näherte und den Stinkturm sah, dann wusste man: Man ist zu Hause.

Wolfgang Reinken