Die Georg-Schumann-Straße 199



Im Jahr 1897 erwarb der Gohliser Fabrikant Albin Neumann dieses Grundstück und stellte einen Bauantrag für ein vierstöckiges Wohnhaus und ein zweistöckiges Hintergebäude, die 1898 errichtet wurden. Die Straßenseite des Wohnhauses erhielt eine Putzfassade mit gestalteten Fensterstürzen im 1. und 2. Obergeschoss. Links war die Tordurchfahrt, daneben befand sich ein geräumiger Laden. Der Zugang zum Haus erfolgte von der Rückseite.
Auffallend ist eine kleine Dachwohnung mit Mansarde. Es handelte sich um eine der damals üblichen sog. Hausmannswohnungen, die einfach ausgestattet waren und zu günstigen Bedingungen an den jeweiligen Hausmann vermietet wurden. Doch diese Gewohnheiten wurden bald nicht mehr gepflegt.
1899 erwarb der Kaufmann Albert Pober das Grundstück. Er führte eine Weißwarenhandlung, in der ungefärbte u. unbedruckte Textilien aus Baumwolle oder Leinen angeboten wurden. Aus dem Jahr 1911 ist ein Beleg erhalten, dass Pober die für den Alltagsbetrieb der „Kinderbewahranstalt Möckern“ benötigten Kinderschürzen äußerst preisgünstig geliefert hat.
Ab 1928 warb Pober in der Gemeindezeitung „Bote für Möckern“ für sein Sortiment „Oberhemden, Kravatten, Hosenträger, Taschentücher, Herrensocken, Damenstrümpfe usw.“
1932 erwarb der Leipziger Friseurmeister Karl Frehn das Grundstück. Der Kaufmann Fritz Pober führte ab 1933 „weibliche Handarbeiten“. 1935 eröffnete Meta Hausmann eine „Plätterei“, die bis in die 1950er Jahre bestand und zuletzt sogar mit einer Heißmangel ausgerüstet war. In den 1960er Jahren wurde der Laden zurückgebaut, wobei zwei Fenster eingefügt wurden, die überhaupt nicht zur bestehenden Fassade passten.
Anfang der 1990er Jahre wurde von einem Abriss gemunkelt, doch die Bausubstanz erlaubte eine Sanierung des Gebäudes, die im Jahre 1996 stattfand. Dabei blieb der Fassadenschmuck erhalten. Das Dachgeschoss wurde zu einem Mansardendach ausgebaut.
Nach 2010 erfolgte der Umbau des Parterres. Es entstand eine Büroetage mit einem eigenen Stufeneingang und großzügig gestalteten Fenstern, in der sich eine „Jobagentur Bürogemeinschaft“ niederließ. Später wechselten Leerstand und diverse Einrichtungen. Das zweigeschossige Hintergebäude diente als Lager- und Werkstattgebäude. Da in der Regel kein Firmensitz damit verbunden war, blieben die Namen der Mieter unbekannt. Nur 1935/1936 wurde der Photograph Rudolf Walther namentlich erwähnt. In den 1980er Jahren betrieb hier Karin Hinkel eine Siebdruck- und Schilderwerkstatt.
Das Gebäude steht wegen seiner baugeschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz (Stand 2017).
Text: Ulrike Kohlwagen
Bilder: Karl-Heinz Kohlwagen