Chronik von Wahren
Eine Auswahl geschichtlicher Ereignisse des Leipziger Stadtteils
Wahren gehört zu den ältesten Stadtteilen von Leipzig. Das ehemalige Rittergutsdorf am Rand der nördlichen Elsteraue und verkehrsgünstig an der alten Verbindungsstraße Halle-Leipzig gelegen, wurde 1922 eingemeindet. Siedlungsnachweise der jüngeren Steinzeit (ca. 5000 v. Chr., Stichbandkeramik) sowie auch der Bronze- und Eisenzeit sind durch Funde belegt.
Karsten Brösel
etwa 6.-9. Jahrhundert |
Im Bereich der heutigen Wendenstraße entsteht in einer Sackgassenform eine slawische Ansiedlung mit einer benachbarten Schutzwallanlage. |
10. Jahrhundert |
Unter deutscher Besiedlung erfolgt die Errichtung eines befestigten Hofes (Castrum) auf dem Gelände des Kirchberges. |
1004 |
Vuarim (Warin, Wahren) wird erstmals am 08. Februar (nach heutigem Kalender 21. Februar) im Ausstellungsvermerk einer vom deutschen König Heinrich II. unterzeichneten Urkunde erwähnt. |
um 1100 |
Im Zuge der deutschen Besiedlung in dem von Sorben bewohnten Gebiet entsteht ein Adelssitz mit einer Pfarrkirche (wohl noch aus Holz). |
1185 |
Heinricus de Warin bezeugt eine markgräfliche Urkunde Otto des Reichen auf dem Landding zu Collm. Damit wird der Edelfreie Heinrich von Wahren als Grundherr von Wahren erstmals benannt. |
um 1200 |
Aus Backstein entsteht eine Pfarrkirche als romanischer Saalbau. |
1266 |
Als Lehnsherr der Herrschaft von Wahren wird Hoyer von Friedeburg erwähnt. |
1350 |
Ritter Johann Porczik gehört Wahren laut dem Lehnsbuch Friedrich des Strengen. In diese Zeit fällt wahrscheinlich auch die Errichtung des Sattelhofes (der spätere Rittergutshof), auch erwähnt als „Wasserschloss“. |
nach 1450 |
Es erfolgt ein Umbau der Kirche, sie erhält im Wesentlichen das heutige Erscheinungsbild. |
1470 |
Die Genehmigung zum Bau einer Brücke zwischen Wahren und Böhlitz-Ehrenberg wird erteilt, um „aus dem Wald herauszukommen“. |
1548 |
Wahren wird protestantisch. |
1550 |
Georg Blanck ist Herrscher von Wahren. |
1592 |
Das Gut und Wahren kauft der Rat zu Leipzig für 23000 Gulden von der Witwe Magdalena Blanck. |
1598 |
An der Pest sterben 16 Einwohner. |
1616 |
Bau des „Bauernsteiges“, dem Vorläufer der heutigen Bauernbrücke. Vorher gab es nur die Brücke vom Rittergutsgehöft über die Elster. |
1631/32 |
Kaiserliche- und auch schwedische Truppen plündern im Dreißigjährigen Krieg mehrfach Wahren. |
1650 |
Johann Heinrich von Stammer erwirbt das Rittergut und Dorf Wahren mit Stahmeln. |
1663 |
Es wird ein „Schänk zu Wahren“ erwähnt, ein Hinweis auf den ältesten Gasthof im Ort. |
1685 und 1698 |
Brände wüten im Ort (besonders 1698). |
1701 |
Neubau des Pfarrhauses. |
1711 |
Ein Flurbuch wird eingerichtet. |
1745 |
Das Dorf wird im Zweiten Schlesischen Krieg von den Preußen besetzt. |
1751 |
Das Herrenhaus des Rittergutes wird erbaut. |
1752 |
Es wird ein Gefängnis als „Bastille„ erwähnt. |
1757 |
Wahren wird erneut von preußischen Truppen besetzt. |
1791 |
Eine neue Schulscheune wird erwähnt. |
1813 |
In der Völkerschlacht wird auch Wahren nicht verschont, die Bewohner flüchten in das „Hirtenholz“. General Yorck übernachtete in der Schmiede vom 16. zum 17. Oktober. Das Pfarrhaus mit dem Garten dient als Notlazarett. |
1815 |
Wahren wird nach dem Wiener Kongress aus dem Territorium des Stiftes Merseburg herausgelöst und dem Königreich Sachsen, Amt Leipzig, zugeordnet. |
1832 |
Das erste massive Schulhaus wird erbaut (ehemaliges Hausmeisterhaus im Opferweg). |
1839 |
Durch Ablösung der Feudalbindungen wird Wahren eine politische Gemeinde neben dem Rittergutsbezirk. |
1840 |
Am 18. August wird die Eisenbahnstrecke Magdeburg-Leipzig eröffnet. |
1844 |
König Friedrich August II. steigt auf einer Durchreise in Wahren aus dem Zug. |
1862 |
Gründung des „Allgemeinen Turnvereins“ (ATV), des ersten Turnvereins in Wahren (01. August). |
1871 |
Die „Friedenseiche“ wird am 02. September vor dem „Alten Gasthof“ gepflanzt (Erinnerung an den Krieg 1870/71). |
1875 |
Bau des Westflügels der „Alten Schule“ (heutige Stahmelner Straße/Opferweg. |
1881 |
Der neue Friedhof an der heutigen Georg-Schumann-Straße wird erstmalig benutzt. |
1882 |
Der „Kriegerverein für Wahren„ wird gegründet. |
1883 |
Bau des Ostflügels der „Alten Schule„. |
1884 |
Einrichtung der ersten Personenhaltestelle an der Magdeburger Eisenbahnstrecke, der wirtschaftliche Aufschwung mit Industrieansiedlungen beginnt. |
1887 |
Die erste Fabrik in Wahren wird durch Brachhausen & Rießner gegründet, daraus gehen 1895 die „Polyphon-Musikwerke AG„ hervor (Fertigung von mechanischen Musikautomaten). |
1890 |
Bau der Turnhalle des Allgemeinen Turnvereins (ATV) mit Turnplatz an der Turnerstraße (heute „Am Meilenstein„). |
1893 |
Gründung (August) eines sozialdemokratischen Arbeitervereins mit einer Turnabteilung, daraus entsteht später der „Turn-und Sportverein 93 e.V.“ (heute TSV 1893 Leipzig-Wahren e.V.). |
1895 |
Bau der neuen „Roten Schule“, 1898 und 1899 erfolgen Anbauten. |
1896 |
Der „Naturheilverein für Möckern-Wahren“ gründet sich, daraus entsteht später der Gartenverein „Trommelholz“. |
1897 |
Die Güterladestelle in der Bahnhofstraße (Linkelstraße) geht in Betrieb. |
1898 |
Theodor Kniesche baut eine weitere Pelzzurichterei in Wahren. |
1899 |
In den „Polyphon-Musikwerke AG“ gibt es einen Großbrand (06./07. Juni). |
1900 |
Bau des Rangier- und Verschiebebahnhofs (Inbetriebnahme 1903). |
1901 |
Die Ortskirche wird modernisiert (bis 1903), es erfolgen seitliche Anbauten von Treppenhäusern. |
1902 |
In den „Polyphon-Musikwerke AG“ beschäftigt man sich auch mit dem Automobilbau. |
1903 |
Die Seifenfabrik von Freyberg & Co. wird gegründet (später Mitteldeutsche Seifenfabriken A.G.(1913), Parfümerie Elida A.G., Felsche und VEB Goldeck). |
1904 |
Das neue Bahnhofsgebäude mit Gaststätte geht am 04. Februar in Betrieb, das bisherige erste Gebäude wird als Oberbahnmeisterei weiter genutzt. |
1905 |
Der neue Eisenbahnviadukt wird am 09. April erstmalig mit einem Güterzug befahren. |
1906 |
Bau einer Gasanstalt. |
1907 |
Am 29. Juni wird der Ratskeller eröffnet und am 30. Dezember das Rathaus eingeweiht. Im Rathaus gibt es u.a. auch eine Sparkasse, ein Polizeirevier, ein Reichspostamt und Wohnungen.Die Ziegelei von Albert König stellt den Betrieb ein (heutiges Gelände des Rundlings). |
1908 |
Der Wasserturm für Wahren und Lindenthal wird erbaut. |
1910 |
Gründung des Schwerathleten-Vereins „Adler“. |
1912 |
Bau der Elsterbrücke in der Rittergutsstraße zur Anbindung des Luna-Parks und für die spätere Verbindung nach Leutzsch. |
1913 |
Der Luna-Park wird am 05. Juli eröffnet. |
1914 |
Am 05. Mai wird das „Hauptrestaurant“ im Luna-Park eröffnet. |
1915 |
Der Schmuckplatz gegenüber dem Rathaus wird angelegt. |
1916 |
Die „DUX-Automobilwerke AG“ lösen sich aus den „Polyphon-Musikwerke AG“ heraus und beziehen neu erbaute Werkanlagen an der Bahnhofstraße (Linkelstraße). Für den Heeresbedarf werden im Ersten Weltkrieg PKW und LKW geliefert. Später werden unter anderen Firmierungen ab ca. 1930 LKW und Omnibusse unter der Marke „Büssing“ hergestellt. |
1917 |
Die Roggenmühle und das Gebirgsrestaurant im Luna-Park brennen ab. |
1921 |
Im Sportbad Lunapark findet vom 13.-14.8.1921 das 30. Verbandsfest des Deutschen Schwimmverbandes statt, organisiert vom I. Leipziger Schwimmclub „Poseidon v. 1900“ e.V. |
1922 |
Am 01. Januar wird Wahren eingemeindet. |
1924 |
Lückenschluss zwischen alter- und neuer Schule. |
1925 |
Die Mühle an der Stahmelner Straße stellt ihren Betrieb ein. |
1926 |
Bau der Turnhalle des TSV 93 e.V. Leipzig-Wahren mit Vereinsheim. |
1927 |
Fertigstellung der Gleisschleife am Schmuckplatz (20. Februar). |
1927/28 |
Der Rundling wird erbaut. |
1930 |
Mit einer Festwoche (18.-24.August) wird die „August-Bebel-Kampfbahn“ des TSV 93 e.V. Leipzig-Wahren eingeweiht. |
1931 |
Das Grundstück der „Luna-Park GmbH“ am Auensee wird zwangsversteigert, die GmbH löst sich nachfolgend auf. |
1933 |
Die Arbeitersportvereine werden verboten. |
1934 |
Die Luppe wird unter Beteiligung des Reichsarbeitsdienstes (RAD) reguliert, auf der Spittelwiese (der heutige Campingplatz) befindet sich ein Barackenlager. Noch vorhandene Bauten am Südufer des Luna-Parks werden abgerissen. |
1935 |
Der „Hirtenstein“ (großer Findling) wird am Schmuckplatz (heute Pater-Aurelius-Platz) aufgestellt, sein ehemaliger Standort am Hirtenhaus war der Sammelpunkt für das Vieh in der Gemeinde. |
1936 |
Das Fischerhaus und das Wohngebäude der Mühle in der Stahmelner Straße werden abgerissen. |
1937 |
Abbruch des „Alten Gasthofs“ an der Rittergutsstraße. |
1938 |
Gründung des Gartenvereins „Am Hopfenberg“ (01. Juli). |
1945 |
Auch in Wahren werden Wohnhäuser und Industrieanlagen durch Luftangriffe zerstört, noch am 10./11. April wird der Rangierbahnhof durch britische Bomber schwer getroffen. Zahlreiche Betriebe beschäftigen während des Krieges Zwangsarbeiter.Die Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG kommt unter die Verwaltung der Sowjetischen Militär-Administration (SMAD), 1953 „VEB“, 1959 nach Neustrukturierung Umbenennung in „VEB Drehmaschinenwerk Leipzig“. Dieser Industriebetrieb war zu allen Zeiten mit seinen vielen Angestellten bis zur Abwicklung nach 1990 ortsprägend. |
1949 |
Die Gründung der DDR am 07. Oktober wird mit einem Feuerwerk am Auensee gefeiert. |
1950 |
Erster Spatenstich zur Errichtung der Pioniereisenbahn am Auensee. |
1951 |
Eröffnung der Pioniereisenbahn. |
1952 |
Die katholische Kirche „St. Albert“ der Dominikaner wird geweiht. |
1954 |
Das Hochwasser erreicht am 11. Juli seinen Höchststand und hat weite Teile des Auensees und auch Straßen im Ort überflutet. |
1956 |
Die ehemalige „Auenschänke“ und spätere Sommersitz der Gaudigschule wird Jugendherberge (geschlossen 1997). |
1967 |
Wahren erhält eine Ambulanz. |
1968 |
Abriss des letzten strohgedeckten Hauses im alten Dorfkern. |
1969 |
Ein Zeltplatz entsteht auf der Spittelwiese. |
1978 |
Wahren bekommt eine HO-Kaufhalle und einen Schulneubau (Paul-Robeson-Schule, 73. Polytechnische Oberschule). |
1979 |
Der Badebetrieb im Auensee wird wegen zunehmender Algenbelastung erstmalig eingestellt. |
1981 |
Es findet der erste Sommernachtslauf um den Auensee statt. |
1985 |
Wahren feiert seine 800-Jahrfeier nach der damals bekannten Ersterwähnung. |
1990 |
Sanierung der Gnadenkirche (bis 1993). |
1991 |
Abzug der Sowjetarmee aus dem Werk „Roter Stern“ (vorm. Polyphongelände), später Abbruch der Hallen die zur Reparatur von Militärfahrzeugen dienten. |
1992 |
Am 11. Mai wird der Bürgerverein Möckern-Wahren gegründet. |
1993 |
Erbauung des Service-Centers („Glaspalast“) „Am Viadukt“ (Richtfest 17. Juni), Georg-Schumann-Straße 294. |
1994 |
Baubeginn des Wohnparks „Am Auensee“ (Friedrich-Bosse-Straße/Am Hirtenhaus 1). |
1995 |
Schließung des Rangierbahnhofs (01. Januar). |
1996 |
Einweihung eines Abenteuerspielplatzes am Auensee (06. Juli). |
1997 |
Fertigstellung des Wohnparks „Am Alten Wasserturm“. |
1998 |
Neubau des Konventsgebäudes der Dominikaner-/innen und Einweihung am 18. April durch Bischof Reinelt. |
2000 |
Das Rittergutsgebäude wird saniert. |
2002 |
Errichtung der Pflegewohnanlage Katharinenhof „Am Lunapark“ (Friedrich-Bosse-Straße 93). |
2003 |
Beginn der Sanierung des Luppedeichs. |
2004 |
Wahren feiert seine 1000-jährige Ersterwähnung mit zahlreichen Veranstaltungen im Jahr. |
2007 |
Der Stadtteilhistoriker und ehemalige Lehrer, Herr Siegfried Haustein, verstirbt. |
2009 |
Der St. Benno Verlag weiht am 17. Juni 2009 in der Stammerstraße 11 eine große Paletten-Lagerhalle ein. |
2010 |
Sanierungsstart der ehemaligen Pelzzurichterei Theodor Kniesche und Umbau zur Wohnanlage „Wendische Höfe“. |
2011 |
Am Wahrener Rundling beginnt die Sanierung. |
2012 |
Der Bürgerverein Möckern-Wahren feiert seinen 20. Geburtstag. |
2013 |
Am Haus am See und am Bahnhof Auensee werden Infotafeln zur Historie des Auensees angebracht. |
2014 |
Der Bahnhof Wahren wird an Privat verkauft, es ist ein „Dschungelhotel“ geplant. |
2015 |
Beginn der Sanierung des ehemaligen Bahnhofs Wahren. |
2016 |
Sprengung von zwei englischen 500-Kilo-Fliegerbomben auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs (14. Januar und 31. März). |
2017 |
Übergabe eines neu angelegten Jugendspielplatzes in der Rittergutsstraße (26. April). |
2018 |
Am Schillerplatz wird der neu gestaltete Kinderspielplatz übergeben (06.Juni).Die neu erbaute Bauernbrücke, eine Konstruktion aus Aluminium, wird am 21.12.2018 zur Benutzung freigegeben. |
2019 |
Mit Beginn des Schuljahres 2019/20 wird die sanierte Schule, welche nun „Schule am Auensee“ heißt, bezogen. Ein Erweiterungsneubau und eine Einfeld-Sporthalle ergänzen den Standort, welcher nun die Paul-Robeson-Grundschule ersetzt. Am 03.12. wird die Schule offiziell übergeben. |
2020 |
Die 1914 erbaute Auenseebrücke wird wegen Baufälligkeit im Januar abgerissen.Abbruch des noch verbliebenen Hauptgebäudes der ehemaligen Färberei und chemischen Reinigung von Hugo Luckner in der Friedrich-Bosse-Straße 71 (Frühjahr).Baustart für den Wohnpark Flößenstraße (30. September). Bis Ende 2022 entstehen vier Wohnhäuser (mietpreisgebunden). |