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Die Georg-Schumann-Str. 206

Die Georg-Schumann-Str. 206 im Jahr 1909. Das abgebildete Schuhwaren-Haus war vermutlich ein fehlgeschlagener Versuch. (Quelle: Sammlung Wieland Zumpe, Leipzig)

Dieses Gebäude steht auf der südwestlichen Ecke des ehemaligen Ziegeleigrundstücks, das sich neben dem jetzigen Gemeindehaus der Auferstehungskirche Möckern befand. 1838 stand darauf eine sog. Ziegelscheune, in der Lehmsteine als Baumaterial hergestellt wurden. 1862 wurde in der Südwestecke der Apelstein Nr.17 aufgestellt.

Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb 1872 der  Möckernsche Rittergutsbesitzer Fuchs-Nordhoff das Grundstück und ließ einen Brennofen errichten. 1875 pachtete Gottlob Mäker die Ziegelei. Nach seinem Tod 1885 führte seine Witwe Clara Mäker das Unternehmen weiter bis 1900. Nach der Betriebsaufgabe wurden die bestehenden Gebäude im wesentlichen abgerissen, der Apelstein Nr.17 vor das Grundstück versetzt. Entsprechend dem Möckernschen Bebauungsplan für das Gebiet nördlich der jetzigen Georg-Schumann-Straße, der die Anlegung der jetzigen Blücherstraße vorsah, wurde das Grundstück geteilt und vorerst entlang der damaligen Halleschen Chaussee parzelliert. Dabei entstanden vier Baustellen mit den jetzigen Hausnummern 200 bis 206.

Der Möckernsche Bauunternehmer Hermann Bock erwarb die damalige Nr. 52 (jetzt Nr. 206) und ließ 1902/1903 entsprechend den geltenden Bauvorschriften ein vierstöckiges Wohnhaus errichten. Es besitzt in den Obergeschossen eine rote Klinkerfassade, rechts führt ein Tordurchfahrt zum Hof. Der Hauseingang befindet sich an der Rückfront. Neben der Durchfahrt befand sich von Anfang an ein Ladengeschäft. Anfänglich führte hier Oskar Potzelt eine Milchhandlung, ab 1906 bis 1908 Marie Häse ein Lebensmittelgeschäft. 1910 und 1911 gibt das Leipziger Adreßbuch Handlungen mit Modewaren an. 1914, nach der Vergrößerung des Ladens, wurde hier eine Filiale der Thalysia Garms GmbH für Reform-Nährmittel eröffnet, die bis etwa 1919 bestand.

An der Nordgrenze des Grundstücks war ein Hintergebäude errichtet worden, in dem sich im Erdgeschoss 1909 die Firma Bahrdt & Zipfel, Gelbgießerei & Armaturenfabrik, niederließ, später firmierte sie als Sächsische Automatenfabrik Paul Zipfel. 1913 zog sie um nach Wahren. 1914 eröffnete der spätere Böttchermeister Paul Zwarg im Hinterhaus eine Werkstatt.

Eine Anzeige im Gemeindeblatt„Bote für Möckern“ im Sommer 1931. Leider gibt es keine Angaben dazu, wie erfolgreich der Verkauf lief. (Quelle: Archiv Kohlwagen)

1931 warb er für seinen Wäschestampfer, der als Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster (D. R. G. M.) anerkannt war. 1939 verlegte er die Werkstatt in die Knopstraße. 1920 eröffnete Gustav Sander im Vorderhaus einen Friseurladen, 1936 übernahm ihn der Friseurmeister Ernst Epheser. 1939 verlegte Epheser sein Geschäft nach Stötteritz, und Oskar Leonhardt eröffnete einen Handel mit Schuhmacherbedarf. 1940 bor er Holzschuhwaren an. Der II. Weltkrieg mit den Bombenangriffen ging nicht spurlos an dem Haus vorbei: 1944 erlitten die Wohnungen in der oberen Etage durch eine Brandbombe Totalschaden. Nach dem Krieg wurden Wohngeschoss und Dach wieder aufgebaut.

(Fortsetzung folgt)

Text: Ulrike Kohlwagen